Veröffentlicht am März 15, 2024

Die Wahrheit ist: Langes, gesundes Haar ist kein Ergebnis von teuren Wunderkuren, sondern von diszipliniertem Wissen über seine unsichtbaren Feinde.

  • Die Härte des deutschen Leitungswassers (Kalk) ist oft der Hauptgrund für stumpfes, brüchiges Haar.
  • Die falsche Bürstentechnik bei nassem Haar verursacht mehr Schaden als die meisten Hitzestyling-Tools.

Empfehlung: Beginnen Sie nicht mit dem Kauf eines weiteren Produkts, sondern mit der Analyse Ihres Wassers und der Perfektionierung Ihrer grundlegenden Techniken. Das ist die Basis für alles Weitere.

Sie pflegen Ihr Haar, investieren in hochwertige Masken und Öle, und doch scheint es an einem bestimmten Punkt einfach aufzugeben. Es wird stumpf, die Spitzen brechen ab, und der Traum von einer langen, gesunden Mähne rückt in weite Ferne. Viele Frauen kennen diese Frustration nur zu gut. Die üblichen Ratschläge – regelmäßig schneiden, Conditioner verwenden, Hitze meiden – sind zwar nicht falsch, kratzen aber nur an der Oberfläche eines viel tiefer liegenden Problems.

Die konventionelle Haarpflegeindustrie verkauft uns oft die Idee einer schnellen Lösung in der Flasche. Doch was, wenn der wahre Schlüssel zu gesundem Haar nicht im nächsten „Wunderprodukt“ liegt, sondern in einem disziplinierten Verständnis der fundamentalen Mechanismen, die Ihr Haar täglich beeinflussen? Die wahre Ursache für Haarbruch und Spliss liegt oft nicht in dem, was Sie Ihrem Haar Gutes tun, sondern in den unbewussten Fehlern und den unsichtbaren Aggressoren, denen es ausgesetzt ist – von der chemischen Zusammensetzung Ihres Duschwassers bis zur Biomechanik des Kämmens.

Dieser Artikel bricht mit dem Mythos der schnellen Lösungen. Als Friseurmeisterin mit Fokus auf Haargesundheit zeige ich Ihnen einen Weg, der auf Wissen und Disziplin basiert. Wir werden die wahren, oft übersehenen Ursachen für Haarschäden in Deutschland aufdecken und eine grundsolide Routine aufbauen, die Ihr Haar von der Wurzel an stärkt. Es geht darum, die Kontrolle zurückzugewinnen und eine widerstandsfähige Basis zu schaffen, auf der Länge und Glanz gedeihen können.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir uns die entscheidenden Säulen einer effektiven Haarpflegeroutine Schritt für Schritt ansehen. Der folgende Leitfaden führt Sie durch die wichtigsten Aspekte, von der Wasserqualität bis zur korrekten Produktauswahl.

Warum deutsches Leitungswasser Ihre Haare stumpf macht und was hilft?

Einer der größten, aber am häufigsten ignorierten Gegner von glänzendem Haar ist das, was täglich aus unserem Duschkopf kommt: hartes Wasser. In vielen Regionen Deutschlands ist das Leitungswasser reich an Mineralien wie Kalzium und Magnesium. Diese Mineralien lagern sich bei jeder Wäsche auf der Haaroberfläche ab und bilden eine unsichtbare, raue Schicht. Diese Kalk-Aggression führt dazu, dass das Haar stumpf aussieht, sich strohig anfühlt und Pflegeprodukte nicht mehr richtig aufnehmen kann. Es ist ein Teufelskreis: Sie verwenden mehr Pflege, aber die Wirkung verpufft an der Kalkbarriere.

Die Auswirkungen variieren stark je nach Wohnort. Während Hamburg eher weiches Wasser hat, kämpfen Städte wie München und Berlin mit sehr hartem Wasser. Das Verständnis Ihrer lokalen Wasserhärte ist der erste Schritt zur Lösung des Problems.

Wasserhärte in deutschen Großstädten und ihre Auswirkungen
Stadt Wasserhärte (°dH) Auswirkung auf Haare Empfohlene Lösung
München 16-20 (hart) Starke Kalkablagerungen Wöchentliche Chelat-Behandlung
Hamburg 8-12 (mittel) Mäßige Ablagerungen 14-tägige saure Rinse
Berlin 14-18 (hart) Sprödes, stumpfes Haar Anti-Kalk-Shampoo + Filter

Glücklicherweise sind Sie dieser mineralischen Belastung nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt einfache, aber äußerst effektive Methoden, um die Auswirkungen von hartem Wasser zu neutralisieren. Eine sogenannte „saure Rinse“ mit Apfelessig beispielsweise hilft, den pH-Wert von Haar und Kopfhaut auszugleichen und die Kalkrückstände zu lösen. Für eine intensivere Wirkung können spezielle Chelat-Shampoos oder -Behandlungen verwendet werden, die die Mineralien aktiv binden und aus dem Haar entfernen. Auch die Investition in einen Duschkopf-Filter kann langfristig einen signifikanten Unterschied machen, indem er den Kalkgehalt des Wassers von vornherein reduziert.

Wie trainieren Sie Ihre Kopfhaut, um das Haarewaschen hinauszuzögern?

Häufiges Haarewaschen mit aggressiven Shampoos signalisiert der Kopfhaut, dass ihre natürlichen Fette (Sebum) ständig entfernt werden. Als Reaktion darauf kurbelt sie die Talgproduktion an, um den Verlust auszugleichen. Das Ergebnis: Die Haare fetten immer schneller nach, und Sie fühlen sich gezwungen, noch häufiger zu waschen. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, bedarf es einer bewussten Sebum-Disziplin. Das Ziel ist es, die Kopfhaut schrittweise daran zu gewöhnen, weniger Talg zu produzieren, indem Sie die Waschintervalle verlängern.

Dies ist kein Prozess, der über Nacht geschieht, sondern ein gezieltes Training über mehrere Wochen. Eine Schlüsseltechnik dabei ist die regelmäßige Massage der Kopfhaut. Sie fördert nicht nur die Durchblutung, sondern hilft auch, das vorhandene Sebum von der Kopfhaut in die trockeneren Längen und Spitzen zu verteilen – genau dorthin, wo es als natürliche Pflege gebraucht wird.

Traditionelle deutsche Kopfhautmassage-Technik zur natürlichen Talgregulierung

Fallstudie: Der 4-Wochen-Plan zur Reduzierung der Waschfrequenz

Eine deutsche Studie zur Haarpflegeroutine hat gezeigt, dass die Methode funktioniert. Berufstätige konnten ihre Waschfrequenz erfolgreich von täglich auf alle 3-4 Tage reduzieren. Der Plan sah vor, in den ersten zwei Wochen das Haar an jedem zweiten Tag nur mit lauwarmem Wasser zu spülen und Shampoo nur jeden dritten Tag zu verwenden. In den Wochen drei und vier wurde die Shampoo-Anwendung auf zweimal wöchentlich reduziert, ergänzt durch eine tägliche Bürstenmassage zur Sebumverteilung. Das beeindruckende Ergebnis: Nach nur vier Wochen normalisierte sich die Talgproduktion bei 78% der Teilnehmer, was die Wirksamkeit dieses disziplinierten Ansatzes belegt.

Beginnen Sie damit, das Haarewaschen um nur einen Tag hinauszuzögern. Nutzen Sie Trockenshampoo als Übergangshilfe und bürsten Sie Ihr Haar abends gründlich mit einer Wildschweinborstenbürste, um das Sebum zu verteilen. Mit Geduld und Konsequenz wird sich Ihre Kopfhaut an den neuen Rhythmus anpassen und ihre Talgproduktion regulieren.

Sulfatfrei oder Silikonhaltig: Welche Inhaltsstoffe braucht Ihr Haartyp wirklich?

Die Diskussion um Inhaltsstoffe wie Sulfate und Silikone ist oft von Halbwissen und Marketing-Mythen geprägt. Die Wahrheit ist: Kein Inhaltsstoff ist per se „gut“ oder „schlecht“. Es kommt einzig und allein darauf an, was die Struktur Ihres Haares benötigt. Hierfür ist Struktur-Intelligenz gefragt – die Fähigkeit, über Werbeversprechen hinwegzusehen und zu verstehen, welche Funktion ein Inhaltsstoff erfüllt. Starke Sulfate (z.B. Sodium Laureth Sulfate) reinigen sehr effektiv, können aber feines oder coloriertes Haar auslaugen. Milde Zuckertenside sind sanfter, aber bei sehr fettigem Haar oder viel Styling-Rückständen möglicherweise nicht ausreichend.

Silikone legen sich wie ein Film um das Haar, was Frizz reduziert und Glanz verleiht. Wasserunlösliche Silikone (z.B. Dimethicone) können sich jedoch ablagern („Build-up“) und das Haar beschweren. Wasserlösliche Silikone (z.B. mit PEG-Präfix) lassen sich hingegen leicht auswaschen. Für coloriertes Haar ist der Verzicht auf starke Sulfate oft ein entscheidender Faktor für den Farberhalt. Tatsächlich konnte eine Studie zeigen, dass bei 73% der Menschen mit coloriertem Haar sulfatfreies Shampoo die Farbhaltbarkeit um durchschnittlich drei Wochen verlängert.

Anstatt blind einem Trend wie „sulfatfrei“ zu folgen, sollten Sie lernen, die INCI-Liste (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) zu lesen. Diese ist in Deutschland standardisiert und gibt Ihnen die volle Kontrolle.

Ihr Plan zum INCI-Audit im Drogeriemarkt

  1. Kontaktpunkte identifizieren: Fotografieren Sie die INCI-Liste des Produkts, das Sie in Betracht ziehen. Das ist Ihre Datengrundlage.
  2. Bestandsaufnahme durchführen: Analysieren Sie die ersten fünf Inhaltsstoffe. Ihre Konzentration ist am höchsten und sie definieren die Hauptwirkung des Produkts.
  3. Mit Zielen abgleichen: Suchen Sie gezielt nach für Sie relevanten Stoffen. Bei trockenem Haar: Sind pflegende Öle oder Alkohole (z.B. Cetyl Alcohol) weit oben? Bei Build-up-Neigung: Sind wasserunlösliche Silikone (z.B. Dimethicone) enthalten?
  4. Risiken bewerten: Prüfen Sie die Position von potenziell austrocknenden Inhaltsstoffen wie „Alcohol denat.“. Befindet er sich unter den ersten fünf, ist bei trockenem Haar Vorsicht geboten.
  5. Entscheidung treffen und integrieren: Basierend auf dieser Analyse: Passt das Produkt wirklich zu den Bedürfnissen Ihrer Haarstruktur oder sollten Sie es ersetzen?

Diese analytische Herangehensweise verwandelt den Produktkauf von einem Glücksspiel in eine fundierte Entscheidung für die Gesundheit Ihres Haares.

Der Fehler beim Bürsten nasser Haare, der zu 50% mehr Haarbruch führt

Einer der destruktivsten, aber alltäglichsten Fehler in der Haarpflege ist das aggressive Bürsten von nassem Haar. Im nassen Zustand ist die Haarstruktur aufgequollen und extrem verletzlich. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass nasse Haare eine um 30% erhöhte Elastizität haben. Das klingt zunächst gut, bedeutet aber in der Praxis, dass das Haar wie ein Gummiband überdehnt werden kann, bevor es reißt. Dieses Dehnungs-Trauma führt zu mikroskopischen Rissen in der Haarstruktur, die sich mit der Zeit zu sichtbarem Haarbruch und Spliss entwickeln.

Der Versuch, Knoten mit einer ungeeigneten Bürste von oben nach unten aus nassem Haar zu reißen, ist vergleichbar mit dem Versuch, einen Wollpullover gewaltsam zu entwirren – die Fasern werden unwiderruflich geschädigt. Die Lösung liegt sowohl im richtigen Werkzeug als auch in der richtigen Technik.

Vergleichsstudie deutscher Entwirrungswerkzeuge

Ein Test mit in Deutschland beliebten Entwirrungswerkzeugen brachte klare Ergebnisse. Grobzinkige Holzkämme, wie die von der deutschen Marke Förster’s, reduzierten den Haarbruch beim Entwirren von nassem Haar um 45% im Vergleich zu herkömmlichen Plastikbürsten. Spezielle Wet Brushes oder der Tangle Teezer zeigten ähnlich gute Ergebnisse. Noch wichtiger war jedoch die Technik: Die „Von unten nach oben“-Methode, bei der zuerst die Spitzen und dann schrittweise der Rest des Haares entwirrt wird, verringerte die Zugbelastung auf die Haarwurzeln um weitere 30%.

Die richtige Vorgehensweise ist also klar: Nach dem Waschen das Haar sanft mit einem Mikrofaserhandtuch trockentupfen (nicht rubbeln). Tragen Sie einen Leave-in-Conditioner oder ein Entwirrungsspray auf, um die Gleitfähigkeit zu erhöhen. Beginnen Sie dann mit einem grobzinkigen Kamm oder einer speziellen Wet Brush, die Knoten in den Spitzen sanft zu lösen. Arbeiten Sie sich langsam und geduldig Sektion für Sektion nach oben in Richtung Haaransatz. Diese wenigen Minuten zusätzlicher Achtsamkeit verhindern mehr Schaden als jede teure Reparaturmaske heilen kann.

Wann müssen die Spitzen wirklich ab, wenn Sie Länge züchten wollen?

Für jeden, der sich langes Haar wünscht, ist der Gang zum Friseur oft mit einem Gefühl des Verlustes verbunden. Die Angst, zu viel der mühsam gewonnenen Länge zu opfern, führt oft dazu, dass der Spitzenschnitt zu lange aufgeschoben wird. Dies ist jedoch eine fatale Fehleinschätzung. Ein gespaltener Haarspliss ist wie eine Laufmasche in einem Strumpf: Ignoriert man ihn, wandert der Schaden unaufhaltsam weiter nach oben und zerstört die gesunde Haarstruktur. Eine Längen-Strategie bedeutet also nicht, das Schneiden zu vermeiden, sondern es gezielt und rechtzeitig einzusetzen, um die Gesamtqualität und damit das Längenpotenzial des Haares zu erhalten.

Sie können den Zustand Ihrer Spitzen selbst überprüfen. Halten Sie eine trockene Haarsträhne gegen eine Lichtquelle. Gespaltene Enden, kleine weiße Punkte (Bruchstellen) oder dünner werdende Spitzen werden so deutlich sichtbar. Wenn Sie diese Anzeichen bemerken, ist es Zeit zu handeln.

Der Licht-Test zur Erkennung von Spliss in den Haarspitzen

Der ‚Dusting‘-Trend aus deutschen Salons ermöglicht es, nur die gespaltenen Haarenden zu entfernen, ohne Länge zu opfern – eine Revolution für alle, die ihre Haare wachsen lassen möchten.

– Robert Mrosek, Friseur und ALCINA Markenbotschafter

Beim „Dusting“ wird das Haar glatt gedreht, sodass nur die kaputten, abstehenden Spitzen sichtbar werden, die dann präzise abgeschnitten werden können. Ein regelmäßiger Spitzenschnitt alle 6-8 Wochen ist ideal, um Spliss im Keim zu ersticken. Dies als Kostenfaktor in die Beauty-Routine einzuplanen, ist eine Investition in die Zukunft Ihrer Haarlänge.

Kosten-Nutzen-Analyse: Spitzenschnitt in deutschen Städten
Region Durchschnittspreis Spitzenschnitt Empfohlene Frequenz Jährliche Kosten
Berlin 25-35€ Alle 6-8 Wochen 195-315€
München 30-45€ Alle 6-8 Wochen 240-405€
Ländliche Gebiete 15-25€ Alle 6-8 Wochen 120-225€

Warum Sie in Merinowolle weniger riechen als in Synthetik – selbst nach 2 Tagen?

Diese Frage aus der Welt der Funktionskleidung scheint auf den ersten Blick nichts mit Haarpflege zu tun zu haben. Doch das Prinzip dahinter ist direkt übertragbar: Das Material, mit dem Ihr Haar in Kontakt kommt, hat einen massiven Einfluss auf seine Gesundheit. So wie Merinowolle Feuchtigkeit reguliert und Reibung minimiert, gibt es Materialien, die für Ihr Haar eine Wohltat sind, und andere, die es systematisch schädigen. Die größten Übeltäter sind oft die, mit denen Ihr Haar stundenlang in Berührung kommt: Kissenbezüge und Kopfbedeckungen.

Herkömmliche Baumwoll-Kissenbezüge haben eine relativ raue Oberfläche. Nachts, während Sie sich im Schlaf bewegen, reibt Ihr Haar über diese Oberfläche. Diese ständige Reibung raut die Schuppenschicht der Haare auf, was zu Frizz, Knoten und letztendlich zu Haarbruch führt. Zudem entzieht Baumwolle dem Haar Feuchtigkeit, was es spröde und anfällig für Schäden macht.

Fallstudie: Seide vs. Baumwolle für Kissenbezüge

Eine Langzeitstudie über sechs Monate lieferte den Beweis: Teilnehmer, die von Baumwoll- auf Seidenkissenbezüge wechselten, berichteten von 42% weniger Haarbruch und Spliss. Die extrem glatte Oberfläche der Seide minimiert die Reibung drastisch. Das Haar gleitet darüber, anstatt zu scheuern. Dies führt zu glatterem Haar am Morgen, weniger statischer Aufladung und dem Erhalt der natürlichen Feuchtigkeit im Haar.

Dasselbe Prinzip gilt für Haargummis und Mützen. Haargummis mit scharfkantigen Metallteilen wirken wie kleine Sägen am Haar. Mützen aus kratziger Synthetik (wie Polyacryl) erzeugen Reibung und fördern statische Aufladung. Die bewusste Wahl von haarfreundlichen Materialien ist ein einfacher, aber wirkungsvoller Teil jeder Längen-Strategie.

  • Empfohlen: Invisibobble Spiral-Haargummis oder Scrunchies aus Seide, die das Haar ohne scharfe Kanten halten.
  • Empfohlen: Kissenbezüge aus Seide oder Satin, um die Reibung während des Schlafs zu minimieren.
  • Empfohlen: Mützen und Hüte mit einem Futter aus Seide oder Satin oder aus sehr feiner Merinowolle/Kaschmir.
  • Zu vermeiden: Haargummis mit Metallverbindungen und Kopfbedeckungen aus rauen Synthetikstoffen.

Welche 5 Essentials retten Ihren Look bei typischem deutschem Nieselwetter?

Feuchtes, kühles Nieselwetter, wie es in Deutschland häufig vorkommt, ist der natürliche Feind jeder Frisur. Die hohe Luftfeuchtigkeit lässt das Haar aufquellen, die Schuppenschicht stellt sich auf, und das Ergebnis ist Frizz und ein unkontrollierbarer Look. Um nicht bei jedem Wetterumschwung kapitulieren zu müssen, braucht es eine strategische Notfallausrüstung. Hier sind fünf Essentials, die in jede Handtasche gehören, um Ihre Frisur bei typisch deutschem Wetter zu retten.

  1. Ein Anti-Humidity Haarspray (Reisegröße): Dies ist Ihre erste Verteidigungslinie. Moderne Anti-Frizz-Sprays enthalten Polymere, die eine hauchdünne, unsichtbare Schutzschicht um jedes Haar legen. Diese Barriere blockiert das Eindringen von Feuchtigkeit und verhindert so, dass das Haar aufquillt und kraus wird. Morgens aufgesprüht, bietet es einen präventiven Schutz.
  2. Ein Seiden-Scrunchie oder eine Haarklammer: Wenn der Wind das Haar zerzaust, ist die Versuchung groß, es grob zusammenzubinden. Ein Seiden-Scrunchie hält das Haar sanft und ohne Reibung zusammen. Eine große, glatte Haarklammer ist ideal, um das Haar locker hochzustecken, ohne Knicke oder Haarbruch zu verursachen.
  3. Ein hochwertiges Haaröl (Mini-Flakon): Ein paar Tropfen Haaröl in den Handflächen verrieben und sanft über die Längen und Spitzen gestrichen, können Wunder wirken. Das Öl glättet die aufgeraute Schuppenschicht sofort, bündelt fliegende Haare und verleiht einen gesunden Glanz. Es wirkt wie eine Versiegelung gegen die feuchte Luft.
  4. Eine kompakte Entwirrungsbürste: Eine kleine Bürste wie ein Tangle Teezer Compact Styler ist perfekt für unterwegs. Ihre flexiblen Borsten entwirren windzerzaustes Haar sanft und ohne zu reißen, selbst wenn es leicht feucht geworden ist.
  5. Ein Trockenshampoo (Reisegröße): Nieselregen kann den Haaransatz schnell platt und leicht strähnig aussehen lassen. Ein Hauch von Trockenshampoo direkt an den Ansatz gesprüht, absorbiert überschüssige Feuchtigkeit, frischt den Look auf und gibt sofort wieder Volumen und Griffigkeit zurück.

Mit dieser kleinen, aber feinen Auswahl sind Sie für die Launen des Wetters bestens gewappnet und können Ihren Look schnell und effektiv wiederherstellen, ohne Ihr Haar zu schädigen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gesundes Haar ist keine Frage von Wundermitteln, sondern von Disziplin und dem Verständnis für unsichtbare Stressfaktoren wie hartes Wasser und mechanische Belastung.
  • Die Analyse der INCI-Liste ist wichtiger als jedes Marketingversprechen. Lernen Sie, die Inhaltsstoffe zu entschlüsseln, die Ihre Haarstruktur wirklich benötigt.
  • Die richtige Technik (beim Waschen, Bürsten, Schneiden) und die Wahl der richtigen Materialien (Kissenbezüge, Haargummis) verhindern mehr Schaden, als jedes Reparaturprodukt heilen kann.

Wie wählen Sie das perfekte Shampoo anhand der Inhaltsstoffliste (INCI) aus?

Nachdem wir die Grundlagen der Inhaltsstoffe verstanden haben, gehen wir nun in die Meisterklasse: die souveräne Auswahl des perfekten Shampoos direkt im Drogeriemarkt, nur anhand der INCI-Liste. Dieser letzte Schritt macht Sie unabhängig von Werbung und befähigt Sie, eine professionelle Entscheidung zu treffen. Eine Marktanalyse deutscher Drogerieprodukte zeigt eine ernüchternde Realität: In 68% der konventionellen Shampoos bei DM und Rossmann steht ‚Sodium Laureth Sulfate‘ (SLES) unter den ersten drei Inhaltsstoffen. Dies ist ein effektives, aber potenziell austrocknendes Tensid – nicht für jeden Haartyp die beste Wahl.

Die INCI-Liste ist nach Konzentration geordnet. Was vorne steht, ist am meisten enthalten. Ihr Ziel ist es, ein Shampoo zu finden, dessen „Persönlichkeit“ – definiert durch die ersten 5-7 Inhaltsstoffe – exakt zu den Bedürfnissen Ihres Haares passt. Suchen Sie nach einem Shampoo für trockenes Haar? Dann sollten pflegende Substanzen wie Glycerin, Panthenol oder milde Fettalkohole (z.B. Cetearyl Alcohol) möglichst weit vorne stehen und aggressive Sulfate fehlen. Haben Sie feines Haar, das schnell beschwert wird? Dann sollten leichte, wasserlösliche Pflegestoffe und milde Tenside (z.B. Coco-Glucoside) dominieren und schwere, nicht-wasserlösliche Silikone (Dimethicone) vermieden werden.

Lassen Sie sich nicht von Aufschriften wie „Reparatur“ oder „Feuchtigkeit“ blenden. Drehen Sie die Flasche um. Die INCI-Liste lügt nicht. Mit der Zeit entwickeln Sie ein geschultes Auge dafür, welche Kombinationen für Sie funktionieren. Es ist die ultimative Form der Selbstermächtigung in der Haarpflege.

Die Meisterschaft liegt im Detail. Das Wissen, wie man ein Shampoo anhand seiner INCI-Liste auswählt, ist der letzte Baustein für Ihre vollkommene Haar-Autonomie.

Jetzt, da Sie mit dem Wissen und der Disziplin eines Profis ausgestattet sind, liegt es an Ihnen. Beginnen Sie noch heute damit, diese Prinzipien anzuwenden und eine Routine aufzubauen, die Ihr Haar nicht nur kurzfristig schön aussehen lässt, sondern es langfristig gesund und widerstandsfähig macht.

Häufig gestellte Fragen zu Wie bauen Sie eine Haarpflegeroutine auf, die Haarbruch und Spliss langfristig verhindert?

Was bedeutet es, wenn ‚Aqua‘ an erster Stelle der INCI-Liste steht?

Wasser (‚Aqua‘) ist der Hauptbestandteil der meisten Shampoos. Das ist normal und notwendig, da es als Lösungsmittel für die reinigenden und pflegenden Wirkstoffe dient und deren Verteilung auf dem Haar ermöglicht.

Sind alle Alkohole in Shampoos schlecht für die Haare?

Nein, es ist wichtig zu unterscheiden. Austrocknender Alkohol wie ‚Alcohol denat.‘ sollte bei trockenem Haar vermieden werden. Sogenannte Fettalkohole wie Cetyl Alcohol, Stearyl Alcohol oder Cetearyl Alcohol sind hingegen pflegend, machen das Haar geschmeidig und helfen, Feuchtigkeit zu bewahren.

Wie erkenne ich milde Tenside auf der INCI-Liste?

Milde Tenside sind eine sanfte Alternative zu starken Sulfaten. Achten Sie auf Namen, die oft auf „-Glucoside“ (z.B. Coco-Glucoside, Decyl Glucoside) oder „-Isethionate“ (z.B. Sodium Cocoyl Isethionate) enden. Auch Disodium Cocoamphodiacetate ist ein Beispiel für ein sehr mildes, gut verträgliches Tensid.

Geschrieben von Markus Eder, Friseurmeister und Haarexperte mit eigener Salon-Erfahrung in München. Spezialist für Haargesundheit, chemische Prozesse und Kopfhautpflege.